Abgrenzung der Neuroborreliose zur Multiplen Sklerose
Die Multiple Sklerose, auch Enzephalitis disseminata genannt, ist eine chronische Entzündung des Nervensystems. Im Rahmen dieser Erkrankung treten in Gehirn und Rückenmarks vielfache und verstreute Entzündungen auf, die oft zu Vernarbungen im Gehirn oder Rückenmark führen.
Die eine auslösende Ursache dieser Erkrankung ist weiterhin unbekannt.
Unstrittig ist jedoch, dass es sich um einen Autoimmunprozess handelt, bei dem sich Abwehrzellen gegen körpereigenes Gewebe, in diesem Fall die Myelinscheiden der Nerven richten.
Es gibt jedoch unter anderem Hinweise darauf, dass Infektionen, meist in Zusammenhang mit genetischen Faktoren, eine auslösende Rolle in der Entstehung spielen könnten.
Wichtig für die differenzialdiagnostische Fragestellung zu einer möglichen Neuroborreliose, ist es auf einen Zusammenhang mit folgenden Faktoren zu achten: Erfolgter Zeckenstich, Erythema migrans, begleitende Infekt Symptome, Muskel-und Gelenkschmerzen.
In der Kernspintomografie nachgewiesene Entzündungsherde können sowohl bei der multiplen Sklerose, als auch bei der Neuroborreliose auftreten und dienen nicht zu einer sicheren Differentialdiagnose. Allerdings ist zu erwähnen, dass sich im Rahmen der Neuroborreliose selten Herde im Halsmark finden lassen, bei der MS hingegen des Öfteren.
Zu der Liquordiagnostik sind folgende Umstände zu erwähnen:
Im Rahmen der multiplen Sklerose sind Zellzahlen von über 5-10 eher untypisch, bei der Neuroborreliose hingegen finden sich häufig noch deutlich höhere Zellzahlen.
Handelt es sich um eine Neuroborreliose, finden sich hierbei oft aktivierte B-Lymphozyten.
Sogenannte Oligoklonale Banden zeigen eine Entzündung an und treten bei beiden Erkrankungen auf. Auch eine gestörte Blut / Liquorschranke tritt bei beiden Erkrankungen auf.
Zur Diagnosesicherung einer Neuroborreliose werden positive Borrelien – AK im Liquor gefordert.
Handelt es sich um eine relativ frische Infektion mit Borrelien und zieht diese eine akute neurologische Symptomatik mit sich, ist davon auszugehen, dass eine vorliegende Neuroborreliose auch durch positive Borrelien- Antikörper bearbeiten nachgewiesen werden kann.
Inzwischen zeigen jedoch zahlreiche Studien, dass bei sicher nachgewiesenen Enzephalitiden im Rahmen einer chronischen Borrelien Infektion, nur in max. 30% der Fälle positive Borrelien-AK nachgewiesen werden konnten.
So ist es möglich, dass ein Patient zwar alle Diagnosekriterien der MS erfüllt, (meist zeitliche und räumliche Streuung der Entmarkungsherde), diese Entzündungen jedoch durch Borrelien hervorgerufen worden sind.
Zitat:“ Die Zellwände der Borrelien mit ihren Antigenen unterscheiden sich nicht vom Myelin der Nervenscheiden. Somit sieht die Spirochäte für das Immunsystem aus wie die eigenen Myelinscheiden. Wird das Myelin attackiert, ist der Autoimmunprozess wie bei der MS entstanden.“ Dr.med.Klinghardt / Seattle/ USA
Wenn also zu den Entmarkungsherden in der Kernspinuntersuchung zusätzliche körperliche Beschwerden kommen, die im Rahmen einer MS nicht typisch sind, aber meist im Rahmen einer Borrelieninfektion auftreten, wie Nachtschweiß, grippale Symptome, Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen), so sollte eine floride Borreliose ausgeschlossen werden.